29. Jul 2020 AndreasKurbad

Virtuelle Performance – mehr als ein Rettungsanker

Autor: Manfred Kern - :: - Webinare des Cerec-Masters Club vertiefen restaurative Behandlungsverfahren.

Die Nachfrage nach digitalen Helfern oder Plattformen ist in der niedergelassenen, allgemeinmedizinischen Praxis im Zuge der Corvid-Krise deutlich gestiegen. Video-Sprechstunden werden vorbereitet, um Ärzte und Patienten zu verbinden und individuelle Therapieempfehlungen zu platzieren.
Die Veränderungen haben auch die Zahnmedizin erfasst. Nicht nur, dass der zahn-medizinische Versorgungsauftrag schon seit geraumer Zeit in zunehmendem Maße digital organisiert und Patienten mit computergestützten Systemen befundet sowie konservierend und prothetisch behandelt werden. Die aktuelle Situation hat dazu geführt, dass Fortbildungskurse nicht mehr als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden können. An deren Stelle sind die Webinare – also virtuelle Fachseminare im Internet - getreten, um die Hürde der Kontaktbeschränkung zu überspringen. Damit bekommt das Prinzip „Probleme sind nur dornige Chancen“ eine neue Bedeutung so-wie Auftrieb für den fachlichen Wissensaustausch in der Fortbildung und bietet rich-tungsweisende Perspektiven für die Zukunft.
Als einer der ersten Anbieter in der Zahnheilkunde hat der Cerec Masters Club, eine unabhängige Studiengruppe und Fortbildungseinrichtung mit Unterstützung des Karl-Häupl-Instituts der ZÄ-Kammer Nordrhein, Webinare als virtuelle, interaktive Plattform eingerichtet. Adressiert an Zahnärzte und Zahntechniker, konnte mit dem wöchentlichen „GoToWebinar“ eine „Fortbildungskrise“ ausgegrenzt werden.
Teilnehmeranstieg in Webinar-Kursen
Das Angebot, den Fortschritt der computergestützten Restauration mit dem Cerec-System kennenzulernen oder zu vertiefen, wurde im Zeitraum März bis Juni 2020 in 16 Webinaren umgesetzt und in steigendem Maße von ca. 700 Teilnehmern genutzt. Die Website des Cerec Masters Club wurde in dieser Zeit von ca. 19.000 Besuchern aufgesucht, um die dort hinterlegten Informationen und Dokumente einzusehen. Im Bildordner wurden 3.465 Videos, die klinische und software-gesteuerte Vorgehens-weisen zeigen, von den Besuchern angeklickt.
Unter der Leitung von Dr. Andreas Kurbad, Viersen, sowie von Materialspezialisten mit Expertise aus Forschung und Entwicklung wurde in den Webinaren der Kanon der konservierenden und prothetischen Zahnheilkunde thematisiert, jeweils unter Ein-satz software-gesteuerter Prozesse und manueller Verfahren zur ästhetischen Indivi-dualisierung vollkeramischer Restaurationen.
Die indizierten Therapielösungen betrafen Inlays, Onlays, Teilkronen, Frontzahn- und Kauflächen-Veneers, Kronen, Quadrantenversorgungen, Freiend-, Frontzahn-, Mola-ren- und Adhäsiv-Brücken, Aufbissschienen für Bisslageänderungen, Table Tops, chirurgische Bohrschablonen sowie emergenzprofilierte Suprastrukturen für Implan-tatversorgungen von der Planung bis zur Eingliederung. Vorgestellt und vertieft wurde die keramik- und CAD/CAM-gerechte Präparation, die Kastenelevation im Dentin, das Scanprocedere und die digitale Registrierung der Kiefer, die Modellherstellung sowie das virtuelle Artikulieren. Einen besonderen Schwerpunkt erhielt die softwaregestützte Konstruktion mittels der Applikationen Biogenerik und Biokiefer, die imstande sind, patientenspezifische Zahnformen aus dem „Restzahngedächtnis“ in das Konstruktionsdesign des neuen Zahnersatz‘ zu übernehmen und funktionelle Situationen zu berücksichtigen. Für die „Königsdisziplin Frontzahnkronen“ wurden zwei Webinare genutzt. Zur Erfüllung hoher ästhetischer Ansprüche wurden spezielle Techniken zur Individualisierung und Charakterisierung des Zahnbildes demonstriert.
Mehr Wissen im Homeoffice 
Drei Webinare beschäftigten sich mit der Werkstoffauswahl, spezifiziert nach den In-dikationen und Anforderungen an die Belastbarkeit und Ästhetik. Dadurch gelang es dem Moderator, anhand der Eigenschaften der Materialien und deren klinischen Be-währung einen differenzierten Überblick anbetrachts der Vielfalt der verfügbaren Werkstoffe zu schaffen.Allein schon die Differenzierung der Zirkonoxid-Keramiken bewies, dass diese Werk-stoffgruppe - aufgelegt für K+B-Gerüste und monolithische Restaurationen - sehr un-terschiedliche, lichtbrechende Eigenschaften und Festigkeitswerte bieten und Kenntnisse der Sinterbedingungen für die Transluzenz erfordern. Demonstriert wurde auch die Konditionierung von Zirkonoxid-Oberflächen für die keramische Bemalung. Zur Optimierung der Ästhetik stellte Kurbad das „Micro-Veneering“ mit thixotropen, auf-brennkeramischen Lusterpasten vor, die Chroma, Glanz und Fluoreszenz von Zirkonoxid erheblich steigern können. Einen Peak an Teilnehmern löste das Webinar „rund um die Abutment-Krone“ aus. Als entscheidendes Bindeglied zwischen Implantat und Krone beschrieb Kurbad die Unterschiede zwischen konfektionierten Abutments, Hybrid-Abutments, zweiteiligen Systemen mit Metallinsert auf Klebebasis, monolithischen Abutments aus Zirkonoxid, individuellen Emergenzprofilen sowie die Eignung von verklebten und verschraubten Suprastrukturen. Die Empfehlung, dass mit der Verschlankung der Suprastruktur einer eventuellen Rezession des Weichgewebes und damit ein Sichtbarwerden des Abutments vorgebeugt werden kann, fand im anschließenden Chat breite Zustim-mung.
Aus Sicht der Teilnehmeranzahl war das Webinar zur „Hybridkeramik“ ein weiterer Höhepunkt. Als Co-Moderator konnte der Produktentwickler der polymerpenetrierten Feldspatkeramik (Enamic, Vita Zahnfab.) die werkstofflichen und klinischen Eigen-schaften vorstellen. Der Verbund von Keramiknetzwerk und infiltriertem Kunststoff bietet ein dentinähnliches Elastizitätsmodul und ist als Restauration in der Lage, ne-ben der Biegefestigkeit von 180 MPa hohe Kaukräfte, die auf Restzahn und Perio-dontium einwirken, zu kompensieren. Diese „stoßdämpfende“ Wirkung ist geeignet, die Krafteinleitung auf Kronen und osseointegrierten Implantatpfeilern mit fehlenden Propriorezeptoren zu mildern.
Einen breiten Rahmen, als Appendix verteilt über mehrere Webinare, bot Kurbad dem „Super-Malkurs“ - der optischen Veredlung von Restaurationen aus Glaskera-mik, Zirkonoxid, Hybridkeramik und keramikverstärkten CAD-Kompositen. Hierbei wurden unterschiedliche Mal- und Glasursysteme und deren Anwendung vorgestellt mit dem Ziel, zusammen mit differenzierten Poliertechniken eine höchstmögliche, na-turidentische Ästhetik zu erreichen. 
Webinare – ein Erfolgsrezept für die Zukunft?
Was ist das Fazit der Webinare der Cerec Masters aus Sicht der Teilnehmer und Veranstalter? Der Anstieg der Kursbesucher und die Reichweite der Website-Kon-takte zeigte, dass das Interesse an Basisinformationen zu Werkstoffen, zum CAD/CAM-Einsatz in Kons und Prothetik, an „Tipps und Tricks“ zur Verbesserung der Ästhetik, besonders für Zirkonoxid, trotz der Covid-Krise ungebrochen ist. Als „Einzelkämpfer“ in der Praxis sind Zahnärzte zwar gewohnt, selbständig Entscheidungen zu treffen und Erfahrungen zu sammeln. Andererseits zeigen die Präsenzkurse des Cerec Masters Clubs, dass der Meinungsaustausch eine große Rolle spielt anbetrachts der dynamischen Entwicklungen bei Materialien und Behand-lungsverfahren. Stellvertretend für die vielen Fragen im Chat zeigte sich, dass die In-teraktion mit Response in den Webinaren für die Teilnehmer ein wesentlicher Faktor ist, Problemstellungen dicht am Thema schnell und direkt zu ventilieren. Hierbei spielt auch die Animation für Kontakt und Response eine entscheidende Rolle, die es ermöglicht, auch anonym Fragen dem Referenten zu stellen, die niemals in einem Präsenz-Symposium coram publico über die Lippen gekommen wären.
Ein Key-Learning ist auch, dass Webinare den Teilnehmer virtuell am Arbeitsplatz antreffen und Lösungen direkt in die Praxisplanung übertragen werden können. We-binare sind ökonomisch sinnvoll, erfordern logistisch keine zeitraubende Anfahrt und teure Unterkunft, und die Vorträge können wiederholt vom Server abgerufen werden. „Sehen- Hören-Realisieren“ sind hier in einem Medium wirkungsvoll vereint.
Sicherlich – Präsenzkurse bieten nachvollziehbare Vorteile: Kollegen treffen, Netzwerk- und Kontaktpflege, multiple Gespräche, Nähe zu Referenten, berufsständische Diskussionen, kulturelle Begleitprogramme – aber auch Zeitaufwand und Kosten. Wenn jedoch Synergien verschmolzen werden, kann daraus ein Mehrwert entstehen. Die Protagonisten der Webinare im Cerec Masters Club planen deshalb, Präsenz-kurse und Symposien im Wechsel mit virtuellen Fortbildungen zu verbinden, um dadurch Vortragsinhalte in die Praxis zu transportieren. So wird z.B. der Cerec-Tag 2020, der am 18. und 19. September in Düsseldorf körperlich stattfindet, durch nach-folgende Webinare ergänzt. Dadurch können Präsenzbeiträge jederzeit im Home-office nochmals aufgerufen und vertieft werden.

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